Schau mir in die Augen, Audrey


Schau mir in die Augen, Audrey von Sophie Kinsella

Zusammenfassung:

Audrey ist Mitglied einer ziemlich durchgeknallten Familie: Ihr Bruder ist ein Computernerd, ihre Mutter eine hysterische Gesundheitsfanatikerin und ihr Vater ein charmanter, ein bisschen schluffiger Teddybär. Doch damit nicht genug - Audrey schleppt noch ein weiteres Päckchen mit sich herum: Nämlich ihre Sonnenbrille, hinter der sie sich wegen einer Angststörung versteckt.
Bloss niemandem in die Augen schauen! Als sie eines Tages auf Anraten ihrer Therapeutin beginnt, einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen, gerät ihr immer häufiger der gar nicht so unansehnliche Freund ihres grossen Bruders vor die Linse - Linus. Und langsam bahnt sich etwas an, was viel mehr ist, als der Beginn einer wunderbaren Freundschaft...

Rezension:
Mein Verstand sagt mir, dass Augen nichts Bedrohliches an sich haben. Es sind kleine, harmlose, gallertartige Kugeln, die bloss einen winzigen Teil unseres gesamten Körpers ausmachen. Jeder von uns hat sie. Warum sollte ich also Angst davor haben?
Schau mir in die Augen, Audrey ist absolut fantastisch. Ganz ehrlich, ich habe zwar viele gute Dinge über das Buch gehört, und trotzdem hat mich das Cover (besonders das deutsche) ziemlich abgeschreckt und ich war mir sehr unsicher, ob ich das Buch wirklich lesen will. Solltest du ähnliche Bedenken haben wie ich, dann vertrau mir, wenn ich dir sage: Lies es trotzdem. Es hat sich absolut gelohnt, ich war innerhalb von nicht einmal 40 Seiten davon überzeugt und meine hohe Meinung hat sich danach nur noch weiter gesteigert. Sophie Kinsella hat es geschafft, so ernste Themen, wie Panikattacken und Depressionen, realistisch, optimistisch darzustellen, das mit einem einfach hinreissenden Humor zu vermischen und in eine wunderbare "soziale Umgebung" zu setzen. Die Charaktere waren fantastisch, realistisch und hatten ihre eigene kleine Entwicklung, ihre eigenen Probleme und waren (fast) ausnahmslos hinreissend (die einzige Ausnahme ist das Izzy-Gespann und die kommen wirklich nur ganz kurz vor). Falls man es sich nicht schon denken kann: Was aus dieser Mischung entstanden ist, ist absolut lesenswert (wenn man einen ähnlichen Geschmack hat, wie ich, zumindest).

Über den Humor an sich kann ich wohl nicht viel sagen, ausser, dass es die sehr "unschuldige" Art von Humor ist, wie man ihn z.B. auch bei Robin Benway (Emmy & Oliver) antreffen kann. Geplänkel zwischen Eltern und Kindern, der kleine Felix, der herzzerreissend niedlich ist, ratlose Elternteile und so weiter und so fort. Wer es mag, der mag's (Ich mag's. Bin an der Ketchup-Stelle in hysterisches Tränen-Lachen ausgebrochen, es war klasse!). 
Als sie sich vorbeugen, um ihre Beinmuskeln zu dehnen, kommt Felix in die Diele gehüpft.
"Yoga!", ruft er mit der für ihn typischen Begeisterung. "Ich kann Yoga. Ich kann Yoga GANZ SCHNELL."
Er legt sich auf den Rücken und strampelt mit den Beinen in der Luft.
"Wow", sage ich. "Das ist echt wahnsinnig schnelles Yoga."
"Und STARKES Yoga." Felix sieht mich ernst an. "Ich bin der stärkste Yoga der Welt."
"Du bist der stärkste Yoga der Welt", nicke ich.
Der Aspekt der psychischen Krankheiten ist natürlich etwas heikler, aber Sophie Kinsella hat hier wirklich grossartige Arbeit geleistet. Als jemand, der selber so seine Probleme mit Panikattacken hatte (Und sie jetzt auch noch manchmal hat, aber die Phasen werden seltener, kürzer und schwächer - wir leben alle auf unserem eigenen Auf-Und-Ab-Diagramm, nicht?) kann ich nur sagen, dass die Darstellung dieser unheimlich gut gelungen ist. Und damit meine ich jetzt nicht einmal wirklich "so fühlt man sich, wenn man eine hat" (Hierüber kann ich nur schlecht urteilen, das liegt zum Teil daran, dass es für jeden ein wenig anders ist und, dass ich mich immer, sobald eine Schilderung einer Panikattacke kam, sofort in mich selbst und meine eigenen Erfahrungen geworfen gefühlt habe. Soll heissen, ich habe "mit Audrey" mitgefühlt, weiss allerdings nicht, ob das einem rein assoziativen Effekt zugrunde liegt, oder daran, dass es so gut beschrieben wurde.), sondern auch, wie man damit lernt umzugehen (und wie manche Methoden nur so mässig bis gar nicht funktionieren).
Zum Beispiel die Sache mit den "Wohlfühlmenschen". Ich meine, solche Leute habe ich absolut! Mit einer Freundin habe ich sogar die Abmachung, dass ich mich an ihr festhalten darf, wenn es für mich zu anstrengend ist, wir gemeinsam in grossen öffentlichen Plätzen sind oder sonst was. Es ist unheimlich nützlich und beruhigend, sich auf physische Art und Weise vor Augen führen zu können, dass man jemanden bei sich hat, bei dem man sich immer wohl fühlt. 
Aber auch weniger schöne Dinge, wie der Beschreibung davon, dass nur schon der Gedanke an eine exponierte Situation, von der man Angst hat, dass sie zu einer Panikattacke führen könnte, zu einer panischen Reaktion führen kann (hatte ich schon ziemlich oft, ist ziemlich scheisse). Oder der Anstrengung, die damit kommt, dass man Kontakt mit Leuten hat, nachdem man sich eine ganze Zeit lang zurück gezogen hat (auch im normalen Zustand kann das schon anstrengend genug sein, aber in solchen Situationen ist man nach den kleinsten Interaktionen schon total kaputt).

Ausserdem möchte ich die Beziehung zu Linus noch einmal als positiven Aspekt erwähnen. Zum einen ist Linus natürlich sehr niedlich, andererseits hat sich die Beziehung nie "unnatürlich" (also überdreht und so) angefühlt noch ist sie in irgendeiner Weise als "Allheilmittel" dargestellt worden. Mit oder ohne Beziehung - es geht immer wieder hoch und runter. Linus hat ihr zwar geholfen weiter zu kommen, das hätte ein guter Freund auch gekonnt. Allgemein hat sich die Beziehung zwischen ihnen sehr "freundschaftlich" angefühlt (wie es ja auch sein sollte, aber leider nicht selbstverständlich ist).

Wie schon erwähnt, sind auch die restlichen Charaktere sehr toll. Die Eltern, die natürlich nicht perfekt sind, aber sich wirklich mühe geben, auch, wenn sie dabei die ein oder andere "falsche" Entscheidung treffen. Frank, der für einen grummeligen Teenager wirklich erstaunlich einfühlsam ist. Und nebenbei auch Natalie, die auf so naive Art mit der Situation umgeht, es aber schlichtweg nicht besser weiss. 

Ich sage es noch einmal, nur, falls es bisher noch nicht klar geworden ist: Schau mir in die Augen, Audrey ist ein absolut fantastisches Buch.

Bewertung:

Duh. 5/5 Sternen. Hast du mir bisher überhaupt zugehört?

Details:

Name: Schau mir in die Augen, Audrey
Original: Finding Audrey
Autor: Sophie Kinsella
Verlag: cbj
Seitenanzahl: 384
Wo?: Amazon

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